Am Steinenberg 5, zwischen Bankverein und Kunsthalle, befand sich jahrzehntelang ein Orientteppich-Laden. Im Frühling 2018 hing ein Schild im Schaufenster: «Total-Liquidation». Lange Zeit stand das Geschäft dann leer, ein staubiges Nichts.
Mittlerweile haben zwei junge Leute den Laden entstaubt. Sie haben die Zwischendecke entfernt, um dem Raum optisch die Grösse zurückzugeben, die er einst besass, haben den Verputz von der Wand weggehämmert und die dahinter liegende Mauer aus Natursteinen wieder hervorgezaubert – sie haben seit August letzten Jahres gebohrt und gesägt, gemalt und geschuftet. Das Duo heisst Aurel Greiner und
Laurenz Ginat. Die zwei sind 28 und 25 Jahre alt und Gründer und Geschäftsführer der Revendo AG, die am Samstag an dieser Toplage in der Innenstadt ihre neuste Filiale eröffnet. Es ist die achte in der Schweiz: Neben dem Revendo OnlineShop existieren Niederlassungen in Zürich, Dietikon, Bern, Luzern, Winterthur, St. Gallen und in Basel an der Güterstrasse im Gundeli.
Anleitung auf Youtube
Im Shop am Steinenberg kann man defekte Smartphones und Computer reparieren lassen und gebrauchte, aufgepeppte Smartphones kaufen, auf die Revendo eine EinjahresGarantie gewährt. Greiner und Ginat verstehen sich aber nicht als gewöhnliche Smartphone und Computerhändler. Sie haben eine Mission, sie wollen «ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität setzen» und die Menschen «anregen, sich für die nachhaltigere Wiederverwendung einzusetzen». Das möchten viele. Greiner und Ginat aber meinen esernst. Sie haben den Schritt vom frommen Wunsch zur geschäftstauglichen Methode gewagt – und sie haben Erfolg.
Alles begann damit, dass die zwei Schulfreunde, die in der Region Basel aufgewachsen sind und in Aesch die RudolfSteinerSchule besucht haben, zu wenig Taschengeld besassen, um sich neue Handys leisten zu können. Sie kauften sich darum Occasionsgeräte. Diese rüsteten sie in der Freizeit auf. «Upcycling» nennt man das heutzutage. Der Begriff soll symbolisieren, dass das Aufrüsten gebrauchter Elektronik-Geräte energie und ressourcenschonender ist als das klassische Recycling. Dabei hatten Greiner und Ginat anfangs keine blasse Ahnung von der komplizierten Technik und vom Innenleben eines Smartphones.
«Wir haben uns dank Reparatur-Anleitungen, die wir auf Youtube gefunden haben, kundig gemacht, und die Geräte dann geprüft, gereinigt und wenn nötig geflickt und die Software neu aufgesetzt», sagt Greiner lachend. Ginat nickt bestätigend.
Greiner erzählt, er habe die Schule ein Jahr vor der Matura verlassen, mit dem Ziel, selbstständiger Unternehmer zu werden. Die Eltern hätten ihn gewarnt: «Wenn du das tust, kannst du nicht mehr bei uns wohnen.» Greiner zog aus. 2013 mietete er einen kleinen Arbeitsplatz im «Unternehmen Mitte» und gründete die Firma. Zuerst war es eine GmbH, später wandelte er sie in eine Aktiengesellschaft um. Ginat stiess nach der Matur dazu, da war er gerade einmal 19 Jahre alt.
Rat von Freunden
Das Startkapital brachten sie aus eigenem Erspartem und mithilfe von Eltern und Bekannten zusammen. «Wir wussten, dass es funktionieren würde», sagen die beiden. Wenn sie Rat brauchten, holten sie ihn bei Freunden. Zu Beginn hatte ein Arbeitstag 24 Stunden, eine Arbeitswoche sieben Tage. Mittlerweile können sie es ein bisschen gelassener angehen. Die smarten Pioniere haben 65 Angestellte. «Sogar meine Mutter, die einst so skeptisch war, würde heute am liebsten bei uns mitarbeiten», sagt Greiner.
Bis zur Eröffnung steht noch viel Arbeit an. Auf dem Verkaufstresen aus alten Paletten liegt Werkzeug. Der ölversiegelte Lehmboden ist voller Sägemehl. Einen Teppich werden Ginat und Greiner garantiert nicht verlegen.
(Basler Zeitung)
1 comments On Smarte Pioniere für smarte Elektronik
Ein schickes Headquarter habt ihr da gebaut. Das macht schon was her.