Von der Schule in die Selbstständigkeit

Upcycling statt Recycling ist das Motto von revendo.ch, einem Unternehmen, das alte Computer, Tablets und Smartphones kauft, technisch wieder auf Vordermann bringt und sie zu einem günstigen Preis wiederverkauft. Angefangen hat es 2013 an einem Schreibtisch im Unternehmen Mitte, bevor revendo.ch etwas versteckt an der Güterstrasse 133 in Basel das erste Geschäft bezog. Es folgten Filialen in Zürich, Bern, Dietikon, St. Gallen, Luzern, Winterthur und bald eröffnet ein zweiter Laden am Steinenberg 5 in Basel. Hinter diesem Start-up stehen Aurel Greiner (27) und Laurenz Ginat (24).

Aurel Greiner ist heute vor allem zuständig für die Wertschöpfungskette. Ohne an einen Beruf zu denken, hatte er schon in der Schule privat mit Geräten gehandelt, «einfach weil man sich neue nicht hätte leisten können». Seine Abschlussarbeit in der 12. Klasse schrieb über Energie und Umwelttechnik – auch weil er das studieren wollte. Er war schon fürs Studium angemeldet, als ihm in den Sinn kam: «Warum mach ich das nicht professionell? Gerade hier in der Schweiz, wo es so viele Geräte gibt, die nicht so lange benutzt werden, wie man sie gebrauchen könnte, würde sich das sicherlich lohnen.» Dann haben sie sich den Markt angeschaut, um zu sehen, was schon gemacht wird, was man neu und besser machen könnte.

Laurenz Ginat kümmert sich um Personalfragen und das Marketing. Ab der 10. Klasse wirkte er mit Aurel im Reparieren und Aufrüsten der Geräte mit und sie begannen, sie auf Ricardo zu verkaufen. «Wir haben uns so ein Taschengeld dazuverdient. Bald handelten wir auch mit gebrauchten Stereoanlagen, Motorrädern und Autos. So haben wir ausprobiert, wie das Geschäft funktioniert.» Nach der zwölften Klasse machte er in einem Zusatzjahr im Gymnasium Leonhard die Matura. «Da revendo.ch im Mai des gleichen Jahres gegründet wurde, stieg ich ab Schulende im August 2013 in die Firma ein.» Und bald schon machte er eine Entdeckung: «Zunächst hat mich vor allem das Handeln mit den gebrauchten Geräten fasziniert. Nach ein paar Wochen stellte ich dann auch fest, wie ökologisch sinnvoll das Upcycling ist.»

«Wir hatten von Anfang an eine glückliche Mischung von Sinn fürs Geschäft und Engagement, etwas Nachhaltiges zu machen», ergänzt Aurel. Da sie ein ganz eigenes Geschäftsmodell aufzubauen hatten, mussten sie auch den Weg selbst finden, wie das zu verwirklichen sei. Deshalb sind sie angewiesen auf innovative Mitarbeiter. Laurenz: «Es ist schon interessant, wie sich das Denken bei neuen Mitarbeitern verändert, wie sie Schablonen fallen lassen. Dieses schablonenfreie Denken haben wir natürlich in der Steiner-Schule gelernt.» Genau so frei schauen die beiden auch auf ihre Mitarbeiter: «Wir haben auch Steiner-Schüler, die Schwierigkeiten in der 10. Klasse bekamen und gehen mussten – und bei uns performen sie dann sehr gut.»

Nachhaltigkeit zieht sich durch alle Bereiche: Die Ladeneinrichtungen bauen sie selbst, ihren Arbeitsplatz teilen die beiden im ersten Stock über dem Laden, dem Lager und der Werkstatt im Gundeli am wahrscheinlich grössten Tisch von Basel mit ihren Angestellten. Und selbstverständlich weitet sich der Handel auch aus: «Als eigene Firmenflotte haben wir im Augenblick rund 10 Teslas; wir kaufen sie gebraucht und verkaufen sie dann wieder», erklärt Aurel. Laurenz lacht: «Ja, es entwickelt sich.» «Und die Leute, die bei uns Teslas kaufen, werden dann oft auch für Geräte revendo-Kunden – und umgekehrt», vervollständigt Aurel und fügt an: «Aber privat fahren wir Fahrrad.»

(Anthroposophie – Schweizer Mitteilungen)

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