Unternehmer mit einer Seele

Gebrauchte Apple-Geräte sind für ihn ein Geschäft. Der 26-jährige Jungunternehmer Aurel Greiner will mit seinem Unternehmen Revendo deren ­Lebensdauer verlängern und so den Berg an Elektroschrott verkleinern.

Klinik für Apple-Geräte: Revendo-Gründer Aurel Greiner in der Werkstatt in Basel, wo die Computer und iPhones von Apple für den Wiederverkauf aufgefrischt werden.
Klinik für Apple-Geräte: Revendo-Gründer Aurel Greiner in der Werkstatt in Basel, wo die Computer und iPhones von Apple für den Wiederverkauf aufgefrischt werden. Bild: Lucian Hunziker
Aurel Greiner ist ein beseelter Unternehmer. Zumindest in den Augen der Buchautorin Christel Maurer. Der Basler ist einer der Unternehmer, welche sie in ihrem neuen Buch beschreibt (siehe Text unten). Doch was macht einen beseelten Unternehmer aus? Ein Besuch am Sitz der Revendo AG in der Nähe des Bahnhofs Basel gibt Aufschluss.

«Ich wollte ursprünglich Energie- und Umwelttechnik studieren. Aber bei verschiedenen Praktika habe ich gemerkt, dass ich in keinem Unternehmen von A bis Z das machen konnte, was ich wollte», erzählt der 26-jährige Greiner. Zudem gerate bei vielen Unternehmen die Nachhaltigkeit in den Hintergrund, sobald es ums ­Geschäft gehe. Selbst bei Firmen, welche sich gegen aussen als Vorreiter der Energiewende geben. Deshalb habe er sich entschieden, sein eigenes Unternehmen zu ­gründen.

Lebensdauer verlängert

Greiner hat aus dem ständigen Drang zum neusten Produkt, den viele Schweizer verspüren, ein ­Geschäft gemacht. «In der Schweiz kaufen sich viele nach jeweils eineinhalb bis zwei Jahren ein neues Handy. Zu einem Zeitpunkt, an dem das alte Gerät noch voll funktionsfähig ist», führt Greiner aus. Revendo bringt diese Leute mit Kunden zusammen, die zwar gerne ein Apple-Produkt hätten, sich aber ein neues Gerät nicht leisten können. «Auf diese Weise können wir die Lebensdauer der Geräte verlängern und einen Beitrag an die Nachhaltigkeit leisten», erklärt Greiner. Und den Beitrag seiner Firma misst er: «Seit der Gründung hat Revendo 120 Tonnen Elektroschrott verhindert», betont er mit einem gewissen Stolz.

Im hinteren Teil einer Überbauung und nicht direkt an den Fussgängerströmen befindet sich der erste Laden, den Revendo eröffnet hat. Bezeichnenderweise hat sich an der guten Passantenlage ein auf Apple-Produkte spezialisierter Händler eingemietet. Der Revendo-Laden ist stilvoll eingerichtet. Im einen Teil sind die gebrauchten iPhones und Tablets zu sehen, welche das Unternehmen verkauft. Als Tisch dient eine einfache Holzplatte, die auf aufeinandergestapelte ­Paletten gestellt ist. Neben den Elektronikgeräten gibt es auch ­allerlei Zubehör zu kaufen. Zum Beispiel Hüllen für Elektronik­geräte, die aus Feuerwehrschläuchen hergestellt sind. Im anderen Raum sind die gebrauchten Computer zu sehen, die zum Verkauf stehen.

Die Apple-Werkstatt

Dann geht der Jungunternehmer Aurel Greiner ins Herzstück des Unternehmens. In zwei Werkstätten ist je eine Handvoll Mitarbeiter daran, den auseinandergeschraubten Apple-Produkten neue Teile einzubauen. Zudem löschen die Mitarbeiter alle auf dem Gerät gespeicherten Daten und statten es mit dem neusten verfügbaren Betriebssystem aus. Im gleichen Raum sind ein paar Tausend Geräte gelagert, welche auf die Verjüngungskur warten.

In seinem Büro blickt Greiner auf die Zeit zurück, als er die Firma im Jahr 2013 gegründet hat. Für ihn war ein Grundsatz ganz wichtig: «Ein Unternehmen ist nicht dazu da, um den Unternehmer reich zu machen. Für mich steht nachhaltiges Wirtschaften im Zentrum. Darunter verstehe ich vor allem einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen», betont er.

«Ein Unternehmen ist nicht dazu da, den Unternehmer reich zu machen. Für mich steht nachhaltiges Wirtschaften im Zentrum.»Revendo-Gründer Aurel Greiner

Filialen steigern Bekanntheit

Auf seine Geschäftsidee ist Greiner bereits in seiner Jugend gekommen. Er stellte fest, dass er etwas dazuverdienen konnte, ­indem er ein gebrauchtes Apple-Gerät auf einer Internetplattform kaufte, es aufmotzte und es dann wiederverkaufte. Später gründete er mit einem Freund das Unternehmen Revendo. ­«Zuerst wollten wir das Geschäft nur online betreiben», erzählt er. Das hat anfänglich ganz gut funktioniert.

Dennoch entschloss er sich, im Oktober 2014 in Basel die erste Filiale zu eröffnen. Dann folgten die Läden in Zürich, Bern, St. Gallen und Dietikon. Und kurz vor Weihnachten wurde der Standort in ­Luzern eröffnet. «Wir haben festgestellt, dass die Eröffnung einer Filiale unsere Bekanntheit stark erhöht. Die Umsätze in unserem Onlineshop sind in denjenigen Regionen, in denen wir einen Shop betreiben, höher als in den anderen», erzählt Aurel ­Greiner.

Auch Polizei liefert Handys

Und was ist der limitierende Faktor im Geschäft – die Beschaffung oder der Absatz von Geräten? «Ganz klar die Beschaffung von Geräten. Die Leute verbinden viele Erinnerungen mit ihrem Gerät. Für viele braucht es viel Überwindung, es zu verkaufen. Deshalb legen sie es dann in irgendeine Schublade», erzählt Greiner.

Einen verstärkten ­Zugang von Apparaten stellt der Jungunternehmer immer kurz nach der Lancierung eines neuen Modells fest. «Dann verkaufen viele ihr Gerät, weil sie das neuste Smartphone wollen», erzählt Greiner. Das Unternehmen kann im Übrigen seinen Kunden bereits kurz nach der Lancierung auch das neuste Modell anbieten. «Viele Handynutzer erhalten von ihrem Telecomanbieter jeweils das neuste Gerät. Ein Teil von ihnen verkauft es dann direkt an uns weiter.»

Revendo erhält aber nicht nur von Privaten gebrauchte Geräte. Beispielsweise kauft das Jungunternehmen den Basler Pharmariesen Novartis und Roche gebrauchte Apple-Geräte ab. Und auch von der Berner ­Kantons­polizei hat Revendo im Juli 2014 rund 600 alte Handys erworben. «Die Verantwortlichen der Polizei wollten ursprünglich die Geräte verschrotten lassen. Dies, weil sie befürchteten, dass heikle Daten auf den Geräten in falsche Hände geraten. Wir konnten sie schliesslich davon überzeugen, dass wir einen zertifizierten Löschprozess anbieten können», erzählt Greiner.

Die gebrauchten Handys ­können die Kunden im Laden abgeben, wo sie sofort einen Preis angeboten erhalten. Die gleichen Parameter sind auf der Internetseite hinterlegt, auf der die ­Kunden ein paar Fragen beantworten müssen und dann ein Preisangebot erhalten.

Der Technologiekonzern Apple ist dafür bekannt, dass er nicht gerade zimperlich mit anderen Firmen umgeht, wenn sie in sein Gärtchen treten. Der Revendo-Mitbegründer hat dies­bezüglich nichts zu beklagen: «Apple steht unserem Unternehmen positiv gegenüber», betont er. Ein Anliegen hat Apple aber trotzdem: Das Unternehmen würde es gerne sehen, wenn Revendo die wiederauf­bereiteten Geräte ins Ausland verkaufen würde und nicht in der Schweiz.

Spezielle Mitarbeitersuche

Revendo ist seit der Gründung ­rasant gewachsen. Heute beschäftigt das Unternehmen 38 Mitarbeiter und setzt jährlich über 10 Millionen Franken um. Und auch die Rentabilität stimmt: «Wir konnten bisher die nötigen Investitionen aus eigenen Mitteln finanzieren», so Greiner, dem die Aktienmehrheit des Unternehmens gehört.

Bei der Rekrutierung der Mitarbeiter geht Greiner gerne unkonventionelle Wege. «Wir schreiben nicht immer Stellen mit einer präzisen Beschreibung aus. Wir suchen in erster Linie Mitarbeiter, die zu uns passen und unsere Werte teilen», erzählt er. «Nach der Anstellung suchen wir im Unternehmen eine Aufgabe, die zum Mitarbeiter passt», schiebt Greiner nach. ­Besondere Fähigkeiten braucht es in der Technik. Hier hat Greiner ein Team aus gelernten Elektronikern, Tüftlern und Angelernten zusammengestellt.

Bald in Freiburg im Breisgau?

Der 26-Jährige sieht in der Schweiz durchaus noch Potenzial für Wachstum. Er kann sich vorstellen, noch in der einen oder anderen Schweizer Stadt einen Laden zu eröffnen. Zum Beispiel in Winterthur. Der Sprung in die Westschweiz indes ist nicht geplant. Dagegen reizt Greiner der deutsche Markt. «Eine Filiale in Freiburg im Breisgau zu eröffnen, ­wäre durchaus reizvoll», sinniert er. Auf diese Weise könnten Greiner und sein Team einen Beitrag dazu leisten, dass der Berg an Elektroschrott auch in Deutschland etwas kleiner wird.

(Berner Zeitung)

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