Ein gebrauchter Tesla für Basel

Seit gestern kann in Basel über den Carsharing-Anbieter Mobility ein Tesla gemietet werden – dank Revendo.

Das Auto ist zu lang für den Parkplatz im Parkhaus Süd auf der Gundeli-Seite des Bahnhof SBB. Am Ende steht eine Ladestation. «Tesla» steht dort in fetten schwarzen Lettern. Beim Verlassen der Tiefgarage muss man sorgfältig an den Betonrändern und entgegenkommenden Autos vorbeizirkeln.

Fast schon feierlich verkündete das Carsharing-Unternehmen Mobility gestern die Inbetriebnahme des Elektrofahrzeugs. Es ist der erste Tesla. Und: Es ist nur ein Test. Das Fahrzeug kann von fast jedem Mobility-Kunden gemietet werden. Ausgenommen sind Lernfahrer und Junglenker unter 25 Jahren. Der Tesla Modell S gehört zur Premium-Kategorie und kostet neun Franken pro Stunde und 1.50 Franken pro gefahrenen Kilometer. Ein attraktiver Preis, verglichen mit anderen Vermietern von Luxuskarossen. In der einjährigen Testphase will Mobility herausfinden, ob der Tesla bedienerfreundlich genug ist für die Carsharing-Kundschaft. Möglich ist ein Ausbau des Angebots.

Das dunkelrote Fahrzeug wird Mobility vom Basler Jungunternehmen Revendo zu Verfügung gestellt. Dieses konzentriert sich eigentlich auf das Aufbereiten und Wiederverkaufen gebrauchter Smartphones, Computer und Tablets. Was viele nicht wissen: Seit einem Jahr mischt Revendo auch im Autogeschäft mit. Die Firma erwirbt Gebrauchtfahrzeuge – vor allem Teslas – und verkauft sie weiter.

Jungunternehmen will Akkus retten

Aurel Greiner, Geschäftsleiter bei Revendo, sagt zur Kooperation mit dem Carsharing-Unternehmen: «Es passt zu unserem Konzept, dass wir auch gebrauchte Autos anbieten.» Schliesslich möchte sich das Jungunternehmen im Geschäft mit Akkus von Elektro-Autos etablieren. Dieser Bestandteil der Fahrzeuge wird regelmässig kritisiert. Denn noch ist unklar, wie die Akkus wiederverwertet oder entsorgt werden sollen und können. Revendo plant laut Greiner, sie zu sogenannten «Home-Speichern» für Photovoltaikanlagen umzunutzen. «So lässt sich die Lebensdauer der Akkus verdoppeln», sagt der Geschäftsleiter. Wie gross die Einnahmen sind, die für Revendo durch die Zusammenarbeit mit Mobility rausspringen, weiss Greiner noch nicht. Man hoffe, kostendeckend agieren zu können.

Für Mobility ist es nicht nur der erste Tesla, der vermietet wird, sondern auch das erste Mal, dass ein bereits gebrauchtes Fahrzeug – der Tesla ist vier Jahre alt – in die Flotte einzieht. Ausserdem plant das Unternehmen, bis 2023 die Anzahl elektronisch betriebener Autos auf 700 auszubauen. Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz begrüsst dies grundsätzlich. «In diesem konkreten Fall muss aber festgehalten werden, dass der Tesla Modell S ein relativ grosses und schweres Fahrzeug ist. Es gäbe aus ökologischer Sicht sicher noch sinnvollere Fahrzeuge als dieses», teilt der VCS mit. Wichtig seien genügend kleine, zweckmässige Fahrzeuge und «nicht grosse Prestige-Modelle, die mehr unnötige Fahrten verursachen».

Grünen-Grossrat Thomas Grossenbacher hat sich in den vergangenen Jahren für zusätzliche Ladestationen für Elektro-Autos eingesetzt. «Gerade für die Stadt» finde er diese Technologie als Übergang sinnvoll. «Doch es macht mich stutzig, warum es unbedingt ein Tesla sein muss», sagt Grossenbacher. Nicht das Luxusauto, sondern der praktische und umweltschonende Grundgedanke solle im Zentrum stehen.

(bz Basel)

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